Bobertalsperre

Nach 10 Jahren Bautätigkeit wurde am 6 November 1912 die Bobertalsperre (polnisch: Zapora Pilchowice) in Beisein des Kaisers eingeweiht [01]. Sie wurde aufgrund des schlesischen Hochwasserschutzgesetzes zum Hochwasserschutz erbaut und reguliert die Wassermenge des Bober (polnisch: Bobr). Das Einzugsgebiet beträgt 1210 km2, die Wasserfläche beträgt 240 ha und das Fassungsvermögen beträgt 50.000.000 m3 Wasser. Sie ist 60 Meter hoch (ab Flusssohle), an der Krone 7,2 Meter breit und 280 Meter lang. Es waren maximal 250 Maurer und 550 Arbeiter gleichzeitig auf der Baustelle beschäftigt. Die Kosten der Talsperre lagen bei 8.300.000 Mark davon 2.400.000 Mark für Grunderwerb.

Von 1904 bis 1905 wurde ein 400 Meter langer Umlauftunnel mit 7 Meter Höhe und 9 Meter Breite durch den massiven Felsen gesprengt. Damit konnten zur Bauzeit bis zu 300 cbm Wasser pro Sekunde an der Baustelle vorbei fließen. Im Jahre 1906 und 1907 wurden Wehre zum Schutz auf beiden Seiten der Baustelle errichtet. Unterhalb der Baustelle durch ein Rückstauwehr, oberhalb durch einen 9 Meter hohen Erddamm mit Abpflasterung quer durch den Flusslauf. Der obere Damm wurde dabei während der Bauzeit durch ein Hochwasser zerstört. Beim Hochwasser im Jahre 1909 reichte der Umleitungsstollen nicht aus, das Wehr lief über und überflutete die Baustelle. 1908 war der eigentliche Baubeginn der Talsperre.

Die Staumauer besteht aus vor Ort gewonnenen Bruchsteinen aus Gneis mit Zementmörtel (1 Teil Zement, 5 Sand, 0,5 Trass, 0,5 Kalkbrei) und ist so stark bemessen, dass sie ohne Berücksichtigung der Bogenform eine 20-fache Sicherheit besitzt. Die höchste Tagesleistung an Bruchsteinmauerwerk betrug 800 m3, die höchste Jahresleistung 94.000 m3 im Jahr 1910 [03]. Insgesamt hat die Staumauer ein Volumen von 254.000 m3 [04]. Die Wasserseite ist mit einer 5 cm dicken Mörtelschicht (1 Teil Zement, 0,5 Trass, 1 bis 2 Sand) verputzt. Zur Abdichtung wurde die Putzschicht 3 mal mit Siderosthen (besteht aus verschiedenen bituminösen Grundstoffen) gestrichen. Der Anstrich ist wiederum durch einen vorgestellten Betonmantel geschützt. Abbildungen und Beschreibung des Betonmantels siehe Talsperre Marklissa. An der tiefsten Stelle der Staumauer sind zwei Abläufe mit 1,5 Meter Durchmesser eingebaut, die je einen Absperrschieber besitzen, der einem Wasserdruck von 47 Meter standhalten muss. Einen solchen Talsperrenschieber der Firma Bopp & Reuter aus Mannheim-Waldhof zeigt Abbildung 2.

Der Überlauf liegt in der Stauhöhe von 50 Millionen m3 auf der linken Seite der Talsperre (Abbildung 4). Das Kraftwerk direkt an der Staumauer leistet 7200 PS mit den 4 Zwillings-Spiralturbinen der Firma J.M.Voith bei 4,36 m3 Durchfluss pro Sekunde. Bei vollem Wasserstand 8000 PS.


[01] Deutsche Bauzeitung No.4;1913

[02] Deutsche Bauzeitung No.5;1913

[03] Max Geitel Schöpfungen der Ingenieurtechnik der Neuzeit;Verlag B. G. Teubner Leipzig, 2014

[04] Zentralblatt der Bauverwaltung Nr.93;1912