Talsperre Marklissa

Baubeginn der Talsperre bei Marklissa (polnisch: Zapora Le?nia?ska) war am 5. Oktober 1901. Sie wurde aufgrund des schlesischen Hochwasserschutzgesetzes zum Hochwasserschutz erbaut und reguliert die Wassermenge des Flusses Queis (polnisch: Kwisa). Das Einzugsgebiet beträgt 306 km2, die Wasserfläche beträgt 140 ha und das Fassungsvermögen beträgt 15.000.000 m3 Wasser. Sie ist 40 Meter hoch (ab Flusssohle), An der Krone 6 Meter breit und 130 Meter lang. Das Volumen der Mauer beträgt 65.000 m3 [03].

Die Staumauer besteht aus vor Ort gewonnenen Bruchsteinen aus Gneis mit Zementmörtel (1 Teil Zement, 5 Sand, 0,5 Trass, 0,5 Kalkbrei). Die Wasserseite ist mit einer 5 cm dicken Mörtelschicht (1 Teil Zement, 0,5 Trass, 1 bis 2 Sand) verputzt. Abbildung 2 zeigt den Schnitt durch die Staumauer. Zur Abdichtung wurde die Putzschicht mit Siderosthen (besteht aus verschiedenen bituminösen Grundstoffen) gestrichen. Der Anstrich ist wiederum durch einen vorgestellten Betonmantel mit halbkreisförmigen Schächten geschützt (siehe Abbildung 3), der einfach nur gegen die Putzschicht gelehnt ist und keine Verbindung zur Staumauer hat.

Um Schäden durch thermische Ausdehnungen zu vermeiden, hat der Betonmantels im Abstand von je 10 Metern eine Dehnungsfuge. Diese ist zur besseren Verbindung mit einer Nut ausgebildet (Abbildung 3). Die Schächte des Betonmantels sind durch Rohre von 10 cm untereinander und zur Wasserseite verbunden, somit ist der Wasserstand in den Schächten gleich dem Wasserstand der Talsperre. Bei Niedrigwasser kann die Dichtung durch die Schächte mit Hilfe von Fahrkörben kontrolliert werden.

Für die Bauzeit wurde der Queis über 2 Stollen von 200 Metern umgeleitet und durch ein 7 Meter hohes Betonwehr abgesperrt. Abbildung 4 zeigt die Talsperre während der Bauzeit, das Betonwehr und der Einlauf eines Stollen ist gut zu erkennen. Der Einlauf in den Stollen wurde nach der Fertigstellung geschlossen, dabei wurden Grundablassröhren mit Schiebern eingemauert.

In Abbildung 5 ist einer der Stollen abgebildet. Die am Einlauf zugemauerten Stollen werden zur Abführung des Wassers aus den Überläufen genutzt, dass über Schächte dem Umlaufstollen zugeführt wird. Die in den Felsen geschlagenen Umlaufschächte verursachten Kosten von 664.000 Mark. Auf die Sperrmauer entfielen 1.800.000 Mark und auf den Erwerb und der Wegeverlegung 700.000 Mark, somit beliefen sich die gesamten Baukosten auf 3.200.000 Mark [01].

Der Entwurf der Talsperre ist unter der Leitung von Regierungsrat Professor Dr. Ing. Intze in Achen erstellt worden. Nach der Fertigstellung der Talsperre wurde der Bau des Kraftwerks begonnen, das 1908 seinen Betrieb aufnahm. Die 5 Franzis-Spiralturbinen mit je 700 PS werden gespeist über zwei unter der Sperrmauer durchgeführten Druckrohrleitungen von je 1,2 Meter Durchmesser, die vor dem Kraftwerk zu einem Rohr mit 1,7 Meter Durchmesser verbunden sind. Die Stromerzeugung ist starken Schwankungen unterworfen und liegt zwischen 600 PS in sehr trockenen und 2400 PS in regenreichen Zeiten. Der Wasserdurchfluss liegt zwischen 5 und 9,33 m3 pro Sekunde.

 


[01] C. Bachmann in Zeitschrift für Bauwesen ;1908

[02] Ministerium der öffentlichen Arbeiten Atlas zur Zeitschrift für Bauwesen ;Verlag von Wilhelm Ernst und Sohn Berlin 1908

[03] Max Geitel Schöpfungen der Ingenieurtechnik der Neuzeit;Verlag B. G. Teubner Leipzig, 2014