Löschen
Löschen ist die stark exotherme Reaktion von Branntkalk CaO mit Wasser H2O, dabei wird Branntkalk zu Löschkalk Ca(OH)2.
Befeuchtet man gebrannten Kalk, so erhitzt er sich schnell. Die Erhitzung kann bis zum Hellrotglühen steigen [29]. Er berstet und zerfällt zu Kalkpulver. Kalk sollte möglichst schnell nach dem Brennen gelöscht werden, da er sonst an Güte verliert. Das Löschen geschieht am besten mit der Löschhacke in einem Löschkasten, aus welchen dann der Kalk direkt in die daneben liegende Lagergrube laufen kann [31].
Nasslöschen
Eine flache Schicht Branntkalk wird in einem Kalkkasten (Löschbank, Kalkladen, Kalkbett) nach und nach mit Wasser versetzt. Dabei wird der entstehende Kalkbrei ständig umgerührt. Es darf nicht zu viel Wasser auf einmal zugegeben werden, damit die Masse nicht abkühlt, von Vorteil ist auch warmes Wasser. In etwa wird die dreifache Menge des Kalk-Gewichtes an Wasser zum Löschen benötigt (ca 230% bis 325%). Bei zu viel Wasser ersäuft der Kalk und verliert seine Bindekraft, bei zu wenig Wasser verbrennt er. Man erhält aus 5 kg Kalkstücke ca. 13 – 16,5 Liter oder 16,5 bis 20,5 kg Kalkteig, wobei schlechter Kalk weniger Kalkteig ergibt.
Dr.Karl Wilhelm Dempp [30]: "Zum Kalklöschen ist Regen- oder Schneewasser das tauglichste, und nach ihm das härtere Flußwasser; die übrigen Wasser enthalten alle mehr oder minder Kohlensäure, welche sich während des Löschens mit dem Kalke verbindet und ihn zum Theil in rohen Kalk umwandelt." Am besten eignet sich Wasser in dem soviel Kalk aufgelöst ist, um alle darin enthaltene Kohlensäure zu binden [32].
Der Branntkalk wird mit der Kalkhacke im Kalkkasten zerhauen und gerührt, solange bis der Kalkbrei am Blech der Hacke anhängt [34].
Nun wird der Kalkbrei in die Kalkgrube gelassen und der nächste Teil gelöscht. Der in der Kalkgrube gelagerte (eingesumpfte) Kalkbrei muss etwas mit Wasser bedeckt sein, so kann man ihn, wenn er vor Frost geschützt wird, Jahrhunderte lagern. Es gibt Beispiele von brauchbaren Kalk, der 500 Jahre eingesumpft war [33b] . Je länger der Sumpfkalk gelagert wird, umso besser wird er.
"Denn je länger der Kalk in seiner grube ruhen kan, desto zäher wird er. Er hängt fester zusamen, und bindet hernach in der luft und bey dem gebrauche viel härter. Auf jedes jahr, welches er so zubringt, darf man beynahe 20. bis 30. jahre rechnen, welche er alsdenn länger im wind und wetter aushalten kan, wenn er nicht 2, nicht 3, sondern zum wenigsten 10. jahre in der grube gestekt hat." [41]
Löschen durch Eintauchen
Der gebrannte Kalk wir in Stücke geschlagen, die die Größe einer Nuss haben. Die Stücke werden in einen Korb für einige Sekunden im Wasser versenkt, bis das Zergehen anfängt. Bei diesem Verfahren zischt der Branntkalk, zerspringt mit Geräuschen, entwickelt heiße Dünste und zerfällt zu Pulver [35]. In diesem Zustand wird der Kalk in Fässer gefüllt, so wird die Wärme konzentriert und ein Teil der Dämpfe kann nicht entweichen, sondern wird vom Kalk aufgenommen, der so leichter zu Pulver wird. Die Fässer können an einen trockenen, vor Feuchtigkeit geschützten Ort gelagert werden.
Bei diesem Verfahren besteht das Risiko, dass der Teile des Kalk nicht richtig abgelöscht erden. Einzelne ungelöschte Teile können später in der Wand oder im Putz, durch die Volumenvergrößerung beim Nachlöschen, Treibschäden verursachen. Es wäre bei dieser Methode anzuraten, den Kalk vorher zu sieben.
Löschen an der Luft
Dazu schreibt Karl Arnd 1927: "Derjenige Kalk, der nur wenige oder keine fremde Theile eingeschlossen hält, also beim alsbaldigen Löschen viel Wasser eingesaugt haben würde, darf gar nicht gelöscht werden, sondern muß vor der Verwendung an der Luft zerfallen, und wird noch verbessert, wenn er eine lange Zeit im Freien liegen bleibt." Hierzu muss man bemerken, dass der Kalk sehr wohl gelöscht wird, nämlich durch die Feuchtigkeit der Luft. Ferner wird er CO2 aufnehmen und teilweise karbonatisieren.
Trockenlöschen
Beim Trockenlöschen werden auf eine erste Sandschicht abwechselnd Schichten aus Stückkalk (Branntkalk) und Sand geschichtet. Die letzte Schicht ist wieder eine Sandschicht. Der Sand darf dabei nicht zu feucht sein, da sonst sofort der Ablöschvorgang einsetzen würde. Danach wird der geschichtete Haufen mit einer entsprechenden Wassermenge gleichmäßig genässt. Der Kalk beginnt nun abzulöschen, Dauer ca. 1 Tag. Dabei entstehen Temperaturen bis 270°C. Um das Risiko von ungelöschten Kalkstückchen, die zu Treibschäden führen, zu vermeiden, sollte nach dem Ablöschen, der Sandhaufen noch für ca. 8 Tage abgedeckt nachreifen.
Durch Trockenlöschen mit weichgebrannten Kalk erhält man die gewünschten Kalkspatzen
Kalk löschen für Stuck
J.Rondolet schreibt in seinem Buch [23] 1834 : "Man nehme den besten Kalkstein, den man sich verschaffen kann. er muß weiß und gehörig durchgebrannt seyn, was man beim Anschlagen an seinem hellen Klange erkennt. Man lösche ihn mit viel Vorsicht, indem man ihn erst in Wasser eintaucht, ehe er in das Kalkbecken gethan wird, und nicht eher Wasser zugießt, als bis er zu rauchen anfängt, Das Wasser darf man nur nach und nach in dem Verhältniß, wie er sich auflöset, zugießen und ihn sorgfältig umrühren, um sein Flüssigwerden zu fördern."
Nachdem der Kalk gelöscht ist, wird er auf einer Marmorplatte umgerührt. Danach wird er mindestens 4 bis 5 Monate gelagert. Um einen festen dauerhaften Stuck zu erhalten wird noch Carerra-Marmor-Mehl im Verhältnis 1:1 dazu gemischt. Kein Wasser dazu geben !
[23] J.Rondelet:: Theoretisch-praktische Anleitung zur Kunst zu bauen; Verlag Karl Wilhelm Leske Wien 1834 Seite 361
[29] Ludwig Friedrich Wolfram: Lehre von den Baustoffen; Carl Gerold’sche Buchhandlung Wien 1833, Seite 50
[30] Dr.Karl Wilhelm Dempp: Lehre von den Baustoffen; Verlag Fleischmann München 1835, Seite 25
[31] Johann Heinrich Ludwig Bergius: Neues Policen- und Cameral-Magazin; Weidmanns Erben und Reich Leipzig 1777, Seite 260
[32] M.F.Gaetzschmann: Anleitung zur Grubenmauerung; Verlag Carl Schumann Schneeberg 1831, Seite 24
[33b] Friedrich Accum: Physische und chemische Beschaffenheit der Baumaterialien Band 2; G.Reimers Berlin 1826, Seite 122
[34] Carl Friedrich von Wiebeking: Bürgerliche Baukunde Band IV; Lindauerische Hofbuchdruckerei München 1826, Seite 102
[35] François.M.Lebrun: Der Steinmörtel; Verlag Nübling Ulm 1837, Seite 31
[37] Karl Arnd: Der Straßen- und Wegebau; Verlag Joh.Wilh.Heyer Darmstadt 1827, Seite 65
[41] Christoph Gottfried Jacobi: Von der besten Zubereitung des Mauerkalkes; Werningerode 1763; Seite 42