Kalkofen füllen

Zum Kalkbrennen müssen die Kalksteine zunächst in den Ofen geschichtet werden. Mit etwas größeren Steinen wird ein Gewölbe so groß wie die Ofenöffnung in den Ofen geschichtet. Dieser Raum dient zur Aufnahme des Brennmaterials. Darauf werden die restlichen Steine geschichtet, die nicht zu groß sein dürfen. Zu große Steine brennen nicht durch, kleine Steine überbrennen. Die Steine sollen eher flach sein als rund und werden so in den Ofen geschichtet, dass sie beim Brand nicht zusammenfallen können. Schlechte Steine werden aussortiert. Zwischen den Steinen wird kein Holz gelagert [41 Seite 33 ff]. Für die Zugschächte im Ofen kann man 3 bis 4 Zoll starke Holzstangen einlegen und die Steine umzuschichten, die Hölzer brennen später weg und ergeben die Luftschläuche [43 Seite 195]. Die Glut und Hitze muss gut um alle Steine herumfahren können. Ist der Ofen voll gefüllt wird oben eine Schicht größerer Steine gelegt, auch Ziegel, deren Fugen mit Lehm verstrichen werden, um die Hitze besser im Ofen zu halten. Nur einige Luftlöcher werden gelassen, die bei Bedarf mit flachen Steinen bedeckt oder offen gelassen werden. Zuletzt wird der Ofen noch mit Erde überschüttet.

Kalkstein-Güte feststellen

Die Güte des Rohkalkes wird wie folgt vor dem Brand bestimmt: 1 Loth (17,5 g) Kalk wird in kleine Stücke geschlagen und nach und nach in reine mit Wasser verdünnte Schwefelsäure gegeben. Die Kohlenstoffsäure entweicht mit Aufbrausen. Entwickeln sich keine Luftblasen mehr, obwohl noch freie Säure vorhanden ist, wird festgestellt wie weit der Kalkstein sich aufgelöst hat. Hat er sich komplett aufgelöst, hat man einen vorzüglichen reinen Rohkalk. Bei 10% bis 15% Rückständen kann er noch zum Kalkbrennen benutzt werden, ab 25% bis 30% ist er ungeeignet [46 Seite 525].

Kalkbrennen

Nun fängt der Kalkbrenner an zu feuern. Zunächst muss das Feuer klein gehalten werden bis die natürliche Feuchtigkeit aus dem Stein verdunstete ist. Dies erkennt er am Rauch, der zuerst dick und qualmig ist und nach und nach heller und schwächer wird. Nun kann er das Feuer verstärken. Das Feuer muss Tag und Nacht unterhalten werden, bis die Steine glühen. Er muss ständig Holzscheite nachlegen, damit der Ofen seine Glut behält. Die Steine glühen etwa 6 bis 8 Stunden. Der Brand darf auch nicht zu lange dauern, da zu langes Brennen einen schlechten Brandkalk ergibt. Guter Brandkalk klingt wie ein gutgebrannter Tontopf und im Wasser (beim Löschen) wird er sofort anfangen zu zischen und sich zu Brei auflösen. Diese Probe kann der Kalkbrenner schlecht machen, wenn seine Steine noch in der Glut stehen. Er erkennt an der Farbe der Flamme und am Geruch, ob der Brand fertig ist. Wenn die Flamme nicht mehr blau oder gelb, sondern weißglühend geworden ist und der Schwefelgeruch nicht mehr wahrnehmbar ist, ist der Brand fertig. [41 Seite 37].

Der gebrannte Kalk wird auch lebendiger Kalk, ungelöschter Kalk oder Ätzkalk genannt.

Rüdersdorfer Kalkofen

In Rüdersdorf bei Berlin waren Kalköfen in Betrieb, die rund um die Uhr befeuert wurden und somit mehr Kalk produzieren konnten. Die Abbildung zeigt solch einen Kalkofen, der in [97 Seite 284] beschrieben wird: "Die in dem Schachte c C befindlichen Kalksteine werden erhitzt, indem man auf drei, vier, oder fünf gleichmäßig um den Schacht herum vertheilten und in gleicher Höhe liegenden feuerungen b mit dem Roste x und dem Aschenfall z das flammende Brennmaterial verbrennt, wobei von dem Gewölbe h aus nachgeschürt wird. Unterhalb und zwischen den Feuerungen liegen die Auszugöffnungen a für den gahr gebrannten Kalk, zu denen die ringförmig den Ofen umgebenden Gewölbegänge E F Zutritt gestatten. k ist ein senkrecht aufsteigender Canal, in dem die Luft, welche beim Ziehen des Kalkes sich an diesem sehr stark erhitzt, aufsteigt, wodurch die Arbeiter vor Belästigung durch Hitze geschützt werden. Solange nicht Kalk gezogen wird, sind die Oeffnungen a durch eiserne Platten geschlossen."


[41] Christoph Gottfried Jacobi: Von der besten Zubereitung des Mauerkalkes Werningerode 1763

[43] J.P.Joendl: Die landwirthschaftliche Baukunst; v.Schönfeld’s Lettern Prag 1828

[46] Sigismund Friedrich Hermbstädt: Grundsätze der experimentellen Kammeral-Chemie; Realschulbuchhandlung Berlin 1808

[97] Dr.J.von Liebig, Dr.J.C.Poggendorff und Dr.Fr.Wöhler: Handwörterbuch der reinen und angewandten Chemie, Siebenter Band; Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn Braunschweig 1859