Ettringit
Ein Salzkristall, dass durch Zement und Gips entsteht, wenn Feuchtigkeit vorhanden ist.
Benannt nach seinem ersten Fundort Ettringen in der Eifel.
Chemischer Name: Calcium-Aluminium-Sulfathydrat
Zusammensetzung Calcium, Aluminium, Sauerstoff, Schwefel, Wasserstoff
Formel: Ca6Al2(OH)12(SO4)3·26 H2O
Wie schon die Formel zeigt, wird bei der Bildung von Ettringit sehr viel Wasser chemisch gebunden. Das hat eine extreme Volumenvergrößerung zur Folge, es entdtehen Treibmineralschäden.
Wird Zementmörtel durch Injektionen beim Festigen von Mauerwerksfugen verwendet und der vorhandene Mörtel im Mauerwerk enthält Gips, was bei älteren Gebäuden öfters der Fall ist, bildet sich das Salz Chalkomorphit (Ettringit) und Thaumasit. Auch nach Aushärtung des Zementmörtel bildet sich weiterhin über Jahre Ettringit, wenn Feuchte vorhanden ist.
Die Salze vergrößern beim Auskristallisieren stark ihr Volumen (bis zum 8-fachen). Es können derartige Schäden entstehen (sogenannte Treibmineralschäden), die sogar zum Einsturz des Gebäudes oder von Gebäude-Teilen führen können.
Nur einige Beispiele von vielen:
1. Schloss Wiehe in Thüringen im Kyffhäuserkreis [A]
2. Johannis-Kirche in Ellrich
3. Dom zu Halberststadt
4. Die Runeburg in Thüringen
5. Hauptkirche in Wolfenbüttel
6. Schlossruine Gehren Schäden durch Treibminerale
7. St. Nicolaikirche zu Bützfleth Treibmineralschäden im gesamten Mauerwerk
8. St. Severin-Kirche in Hanerau-Hademarschen (2017)
Man sollte also mindestens ein Gutachten anfertigen lassen, dass bestätigt, dass der Mörtel keinen Gips enthält. Aber selbst auf einen Sachverständigen kann man sich nicht unbedingt verlassen, wie z.B. beim Dom zu Halberstadt [12].
Bei Zement ohne Tricalciumaluminat (C3A-frei) ist theoretisch keine Ettringitbildung möglich, trotzdem sollte zur Sicherheit in denkmalgeschützten Gebäuden überhaupt kein Zement verwendet werden sondern nur reiner Kalkmörtel.
Risse durch Ettringit bei Porenbeton
Bei Wänden aus Porenbetonsteinen mit Dünnbettmörtel können ebenfalls Treibmineralschäden auftreten. Abhängig von der Feuchtigkeit der Wand bildet sich Ettringit in den Fugen. Bei Verwendung von speziellen Dünnbettmörtel der Porenbetonhersteller [42], die weißen Zement mit geringen Anteilen C3A (Tricalciumaluminat) enthalten, ist die Bildung von Ettringit gering und unschädlich, bei normalen Dünnbettmörteln jedoch können sichtbare Risse in den Wänden im Bereich der Stoß- und Lagerfugen entstehen. Da Feuchtigkeit gebraucht wird, um Ettringit zu bilden, sind bei absolut trockenen Wänden keine Schäden zu befürchten.
[A] www.schloss-wiehe.de/schadensgeschichte.html
[12] Elke Koser: Restaurierungsmörtel der Denkmalpflege; Fraunhofer IRB Verlag 2006, Seite 70; ISBN 3-8167-6957-8
[42] MPA Otto Graf Institut: Einfluss einer Ettringit- und Thaumasitbildung auf das Tragwerkverhalten von Mauerwerk aus Porenbetonplansteinen; Stuttgart 2008; ISBN 978-3-8167-7767-0