U-Boot-Bunker Valentin

In Bremen-Nord im Ortsteil Farge sollte im 2.Weltkrieg eine bombensichere Werft für U-Boote entstehen. Tarnname "Valentin". Unter der Leitung der OT ( Organisation Todt, benannt nach dem Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen und Generalbevollmächtigten für die Regelung der Bauwirtschaft Fritz Todt ) wurde im Oktober 1943 mit dem Bau begonnen. Beauftragt wurden von der OT Ortsgruppe Hansa unter anderen die Hochtief AG, Wayss & Freytag, Thyssen AG, Siemens-Schuckert, MAN und Krupp-Rheinhausen. Der Bunker ist 426 Meter lang, 97 Meter breit, 42 Meter hoch und hat eine Wanddicke von 4,57 Meter. Er bot Platz, um an 13 U-Booten gleichzeitig bauen zu können.

Der gesamte Beton wurde von den Mischanlagen, die von Hand befüllt wurden, hergestellt. Abbildung 2 zeigt einen Mischer der Anlage. Die Betonmischanlage wurde in der Stunde mit 300 Sack Zement, jeder Sack hatte ein Gewicht von 50 kg, durch 10 Zwangsarbeitern beschickt [N23 S.89]. Das Sind 30 Sack pro Stunde und Häftling. also alle 2 Minuten ein Sack Zement. Dieser musste vom Häftling eine schmale Holzleiter hinaufgetragen und in den Mischer geleert werden. Der fertige gemischte Beton wurde über Rohrleitungen zu den Einbaustellen gepumpt.

Bis zum Kriegsende 1945 war der Bunker zu 90 % fertiggestellt, es wurden 500000 m3 Beton und 27000 Tonnen Stahl verbaut, die Kosten beliefen sich auf 120 Millionen Reichsmark. Die Deckendicke betrug 4,5 Meter, an einigen stellen auch 7 Meter. Bei einem Luftangriff am 27.03.1945 durch eine britische Lancaster-Flotte mit Grand-Slam-Bomben und 6 Tonnen schweren Talboy-Bomben, durchschlug eine Bombe die Bunkerdecke [N24 S.49]. Abbildung 3 zeigt das Loch in der noch nicht auf 7 Meter Dicke betonierten Decke des Bunkers. Nach einem weiteren amerikanischen Bombenangriff am 30 März 1945 wurden die Arbeiten eingestellt [N22 S.70].

Um die Größe des Objektes zu demonstrieren, zeigt Abbildung 4 die Halle, in der sich nur der Taktplätze 9 und der Taktplatz 10 befinden. Auf Taktplatz 9 und 10 sollten die Akkus und das Sehrohr eingebaut werden. Es sind die gelb eingefärbten Taktplätze in Abbildung 5. Es hatten also in der Halle in Abbildung 4 nur zwei der 13 U-Boote Platz. Zum Größenvergleich stehen ein LKW und ein Container mit Auflieger in der Halle. Die genaue Lage der Taktplätze kann Abbildung 5 entnommen werden.

Die U-Boote sollten aus 8 Sektionen zusammengebaut werden, die über den Wasserweg durch die Ausgangsschleuse oder auf dem Landweg von der südlichen Bunkerseite angeliefert werden konnten. In die Sektionen sollte zuerst der Dieselmotor und der Kielbalast eingebaut werden, bevor die Aufreihung auf Taktplatz 1 erfolgt. Bis Taktplatz 3 sollte das U-Boot zusammengeschweißt sein und Taktplatz 4 bis 8 war für den Innenausbau vorgesehen. Auf Taktplatz 9 und 10 sollten die Akkus und das Sehrohr eingebaut werden, an Taktplatz 11 die Akkus aufgeladen werden. Da das fertige U-Boot auf Taktplatz 12 zu schwer zum Heben gewesen wäre, sollte es durch Fluten des Taktplatzes aufschwimmen und in das Tauchbecken gezogen werden [154 S.43].

Ein U-Boot des Typs XXI, das hier gefertigt werden sollte, liegt im Hafen des Schifffahrtsmuseums in Bremerhaven. Die "Wilhelm Bauer" ist das letzte existierende U-Boot vom Typ XXI. Es war das erste "richtige" U-Boot, das unter Wasser schneller fahren konnte als aufgetaucht.

Über die Zahl der Toten während der Bauzeit gibt es keine genauen Angaben, die Zahlen liegen zwischen 1600 [Tafel am Bunker] und 6000 [N24 S.49].


[N22] Michael Foedrowitz: Bunkerwelten: Luftschutzanlagen in Norddeutschland; Christoph Links Verlag Berlin 1998; ISBN: 978-3-8615-3155-5

[N23] Historisch-Technisches Museum Peenemünde: NS-Großanlagen und Tourismus: Chancen und Grenzen der Vermarktung von Orten des Nationalsozialismus; Christoph Links Verlag Berlin 2016; ISBN: 978-3-8615-3877-6

[N24] Jean-Denis G.G. Lepage: Hitler's Armed Forces Auxiliaries: An Illustrated History of the Wehrmachtsgefolge, 1933-1945; Verlag McFarland Jefferson North Carolina 2015; ISBN: 978-1-4766-2088-6

[154] Marc Buggeln: Der U-Boot-Bunker Valentin ; Edition Temmen Bremen 2010; ISBN: 978-3-8378-4004-9