Schloss Meffersdorf

Das ehemaligen Rittergut, dass Hans von Uechtritz im Jahre 1660 in Meffersdorf gründete liegt im heutigen Wigandsthal (polnisch: Pobiedna). Meffersdorf und Neu-Gersdorf wurden mit Wigandsthal zusammen gelegt. Das Städtchen Wigandsthal ebenso wie das Dorf Neu-Gersdorf, hat seinen Namen vom damaligen Gutsherrn Wigand von Gersdorfs. 1749 erbte Rudolph Ernst von Gersdorf Meffersdorf und verkaufte es am 14. Juli 1756 für 104.000 Reichstaler an seinen jüngeren Bruder Adolf Traugott von Gersdorf, den späteren Gelehrten und Gründer der oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften. Am 23. März 1767 ließ Adolf Traugott von Gersdorf das alte Wohnhaus abbrechen und am 22. Juni 1767 legte er an der Stelle des allten Wohnhauses den Grundstein für Schloss Meffersdorf, das am 10. Oktober 1768 fertig gestellt war.

Die Türschwelle des Schlosses liegt auf gleicher Höhe wie der Gipfel der Landskrone [144 S.150]. Die Kosten betrugen 100000 Reichstaler. Im Schloss gab es eine Bibliothek mit 12000 Büchern über Naturgeschichte, Wissenschaften, Physik und Geographie, eine Sammlung meteorologischer, physikalischer und mathematischer Instrumente, eine Mineraliensammlung sowie eine Sammlung von Zeichnungen und Kupferstichen [145 S.344]. Im Park war ein Labor zur Erforschung der Elektrizität und für die Astronomie.

Für seine Forschungen ließ Adolf Traugott von Gersdorf 1804 den Turm "Mon Plaisir" erbauen, der 1,5 Kilometer vom Schloss entfernt steht. Hier war eine Sternwarte untergebracht. Die Baukosten betrugen 6000 Reichstaler. In späteren Jahren wurde der Turm in "Kaiser-Wilhelm-Observatorium" umbenannt (auch Kaiser-Wilhelm-Turm) und diente als Aussichtsturm. Abbildung 4 zeigt den Turm im Jahre 2016, der nur noch eine Ruine ist.

1807 verstarb Adolf Traugott von Gersdorf, das Los sollte laut Testament zwischen den beiden Großneffen entscheiden. Das Los entschied das Ernst Gustav von Gersdorf auf Gröditz Besitzer wurde. Am 28. November 1814 verkaufte er das Anwesen für 240.000 Reichstaler an seinen älteren Bruder Karl Heinrich Traugott von Gersdorf.

1823 befand sich das Schloss so wie der Ort Meffersdorf und Wiegandsthal im Besitz des Landgrafen Amadeus von Hessen-Rothenburg-Reinfels und Herzog von Ratibor, der es im Jahr 1830 dem Grafen Ernst von Seherr-Thoß verkaufte [146 S.371]. Dieser verstarb am 19. Januar 1856 [147 S.640]. Nachfolgende Besitzer waren: Johannes Gustav Theodor Baron von Saldern-Plattenburg (1856-1876), der Schwiegersohn des Grafen Ernst von Seherr-Thoß, Baron Ernst von Saldern (1876-1877), der Sohn von Ernst Baron von Saldern (1877-1878), der Hoflieferant Joseph Robrecht aus Berlin (1878-1889), sein Sohn Albrecht Robrecht (1889-1899), Otto Czarnowski (1900-1902), die Landbank Berlin (1902-1903) und Prinz Christian Kraft Hohenlohe-Öhringen (1903-1926).

Ab 1926 war Prinz Max Hugo Hohenlohe-Öhringen Eigentümer, der das Schloss nach dem 2.Weltkrieg im Jahr 1945 an den polnischen Staat abgeben musste. In den 80er Jahren wurde ein Teil nach einem Brand renoviert, danach wurden die Arbeiten eingestellt und das Schloss in den folgenden Jahrzehnten vernachlässigt. Derzeit ist es wieder in Privatbesitz und soll renoviert werden. Den Zustand im Jahre 2016 zeigt Abbildung 2. Das Gebäude ist notdürftig abgesichert, Abbildung 3 zeigt eine verfallene Treppe, in den Innenräumen fehlt der Verputz. Es bleibt nur zu hoffen, dass dem Gebäude nicht das gleiche Schicksal wie Schloss Boberstein wiederfährt.


[135o] Alexander Duncker: Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preussischen Monarchie, Fünfzehnter Band; Verlag von Alexander Dunker Berlin 1878-1880

[144] Johann Gottlieb Mischke: Das Markgrafthum Ober-Lausitz; Köhlersche Buchhandlung Görlitz 1861

[145] Johann Heinrich Fritsch: Taschenbuch für Reisende ins Riesengebirge; Verlag Gerhard Fleischer Leipzig 1816

[146] Hugo Saurma, Freiherr v.u.z.d. Jeltsch: Wappenbuch der schlesischen Städte und Städtel; Goerlich und Coch Breslau 1870

[147] Clemens Grafen Pinto: Berliner Revue 4.Band erstes Quartal; Verlag F.Heinicke Berlin 1856