Dendrochronologie
Mit der Dendrochronologie ist eine jahrgenaue Datierung von Holzbalken mit Hilfe der Jahresringe möglich. Dabei muss der letzte Jahresring in der Probe enthalten sein. Der letzte Jahresring liegt unmittelbar unter der Baumrinde. Die optimalen Stellen für die Probenentnahme finden sich deshalb an abgerundeten Kanten von Balken, wo sich unmittelbar die Baumrinde befand. Durch das Überlappen verschieden alter Holzproben, der gleichen Holzart und aus dem gleichen Gebiet, ergibt sich ein Jahresringkalender. Die Jahresringkalender reichen zum Beispiel bei Eiche bis ins 6. Jahrhundert v. Chr. zurück und bei Kiefer bis ins 11. Jahrhundert v. Chr. [129, Seite 204].
Aus den Holzbalken werden, an bestimmten vorher festgelegten Stellen, mit einem speziellen Bohrer Bohrkerne entnommen. Wichtig ist vorab sicher zu stellen, dass die Holzproben nicht von jüngeren Hölzern, die später zur Reparatur eingebaut wurden, stammen oder von älteren Hölzern, die aus einem damals abgebrochenen Gebäude wieder verwendet wurden. Hinweise auf eine Wiederverwendung liefern zum Beispiel die Abbundzeichen, oder freie Zapfenlöcher.
Abbildung 1 zeigt eine frisch entnommene Holzprobe und den dazu benutzten Holzbohrer, während einer Untersuchung der Stützbalken des vermutlich im Jahre 1314 erbauten Ritterturms in Boberröhrsdorf (polnisch: Siedlęcin) in Niederschlesien. Das Bohrloch wird anschließend mit einem passenden Holzdübel verschlossen.
Die entnommene Holzprobe wird im Labor glatt geschliffen, die Ringbreiten vermessen und ausgewertet. Die Altersbestimmung erfolgt durch Vergleich mit dem Jahresringkalender der entsprechenden Holzart.
[129] Dirk Schumann Bauforschung und Archäologie: Stadt- und Siedlungsentwicklung im Spiegel der Baustrukturen ; Lukas Verlag Berlin 2000; ISBN: 3-9318-3616-9