Balkenanker

Balkenanker sind Zuganker aus Eisen welche zwei sich gegenüber liegende Giebelwände an Häusern sichern sollen. Sie sind an den innenliegenden Deckenbalken befestigt und gehen durch das Mauerwerk hindurch (Abbildung 1). Die Balken durften nicht unterbrochen oder ausgewechselt sein. Es musste sich auch immer an jedem Ende des Balken ein Anker befinden [93, Seite 29]. Der Anker hat an seinem außen liegenden Ende eine Öse, das Ankerauge. In das Ankerauge wird ein eiserner Stab (Schließe, Splint) getrieben. Der Splint liegt unmittelbar an der Außenmauer [94, Seite 108].

Zur Herstellung verwendete man 1/2 Zoll starkes bis 2 Zoll breites Flacheisen, das so lang war, daß es bis zur äußeren Flucht der Mauer reichte und mindestens 2 1/2 bis 3 Fuß auf dem Balken auflag. Das Flacheisen wurde entweder auf der Mitte der Oberfläche oder an der Seite des Balkens befestigt. Die Befestigung geschah durch starke Nägel und eine Spitzklammer, die vor dem umgeschlagenen Ende des Flacheisens befestigt wurde [96 S.75].

Alternativ konnte das Flacheisen auch direkt mit dem Anker auf der zweiten Mauerseite verbunden werden. Siehe Schlauder. Die Anker konnten auch in die Wand eingemauert werden, sie sind dann von Außen nicht sichtbar.

Die Ankersplinte mussten möglichst große Steine fassen und durften nicht auf eine Stoßfuge treffen. An der Stelle von Splinten lassen sich auch Gewindeschrauben verwenden, die Balkenanker haben dann am Ende keine Öse sondern sind als Gewindestange ausgebildet. Unter der Schraubenmutter liegt als Unterlage eine Platte, eine gusseiserne Scheiben-Rosette oder eine Schiene. Die Anker waren oft auch aufwändig verziert. Die Abbildung 2 zeigt Balkenanker in Oldenburg an der Hof-Apotheke.

Bestehen die Balkenanker aus Zahlen, geben diese nicht unbedingt das Baujahr wieder. In [95, Seite 258] heißt es: "..finden sich als Buchstaben und Zahlen geschmiedete eiserne Maueranker. Diese bezeichnen die Namen des Erbauers und seiner Ehefrau sowie das Jahr, in welchem das Haus erbaut wurde, oder auch die Namen späterer Besitzer nebst dem Jahre, in welchem dieselben in das Haus einzogen. (F G heißt Fedder Girris, S F Silke Fedders. Der Vorname des Mannes wird nämlich dem Taufnamen der Frau angehängt.)"

 


[93] Johann Jacob Helfft : Encyklopädisches Wörterbuch der Landbaukunst; Duncker und Humblot Berlin 1836

[94] Dr. L. Bergmann : Baulexicon oder Realencyclopädie des gesammten Bauwesens; Verlag von Ernst Schäfer Leipzig 1855

[95] Ch. Lehmann und H. Handelmann: Jahrbücher für die Landeskunde der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg Band 4; In Commission der akademischen Buchhandlung Kiel 1861

[96] G.A.Breymann: Allgemeine Bau-Constructions-Lehre II.Theil Constructionen in Holz; Verlag von Gustav Weise Stuttgart 1870